· 

Susanne Tepel

Susanne Tepel ist Mathematikerin und Theologin. Nach 20 Jahren Managerin in der IT Branche kam sie in den Dienst der katholischen Kirche. Hier im Interview: 

 

Was kann jemand – und dann auch noch eine Frau – dazu bringen, einen gut bezahlten Job in der Industrie an den Nagel zu hängen, um für die katholische Kirche zu arbeiten?

Tepel: Weder die Frage nach dem Gehalt noch die nach dem Arbeitgeber. Meinen Job zuvor habe ich gerne und mit Leidenschaft gemacht. Aber ich habe irgendwann gespürt, da ist noch mehr. Es war ein langes Abwägen und immer wieder gemeinsam mit meinem Mann Überlegen, wie kann es gehen, dass ich nochmal mit Mitte 40 ein Theologiestudium anfange und einen komplett neuen Beruf beginne. Und wie Sie sehen, ist aus dem scheinbar Unmöglichen jetzt ein Traum in Erfüllung gegangen.

 

Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zur früheren Tätigkeit als Projekt- und Personalmanagerin und der Tätigkeit heute?

Es gibt erstaunlich viele Gemeinsamkeiten: Kommunikation, Kommunikation und abermals Kommunikation sind die wesentlichen Säulen in beiden „Welten“. Es geht sowohl in der Industrie als auch in der Kirche darum, Menschen für etwas zu begeistern. Dazu muss ich mich auf Menschen einlassen, auf ihre Bedürfnisse und auf Sorgen und Ängste eingehen. Gerade in der heutigen Gesellschaft, die von permanenter Veränderung geprägt ist, ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben, für Transparenz und Klarheit zu sorgen. Niemandem etwas „überbügeln“, sondern gemeinsam schauen, wie es gut weiter gehen kann. Den oder die andere auf ihrem jeweiligen Weg mitnehmen.

 

„Permanente Veränderung“: Die katholische Kirche ist jetzt nicht gerade dafür bekannt, dass sich viel verändert.

Wenn ich mit meinen „Management-Augen“ darauf schaue, dann ist da noch einiges mehr als ausbaufähig. Aber ich bin nicht Pastoralreferentin geworden, um mich an den unveränderbaren Gesetzen der katholischen Kirche abzuarbeiten, sondern vielmehr möchte ich dort etwas verändern, wo auch die Bereitschaft da ist, sich verändern zu lassen. Was übrigens eine theologische und spirituelle Kategorie ist und auch Papst Franziskus immer wieder einfordert: An die Grenzen zu gehen, altgewohnte Pfade zu verlassen und Neues zu wagen.