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Heiliges Jahr 2025 – Pilger der Hoffnung oder Denkmal der Vergangenheit?

Das Heilige Jahr 2025 steht vor der Tür. Papst Franziskus lädt uns unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ ein, spirituell aufzubrechen. Doch seien wir ehrlich: Was hat ein „Heiliges Jahr“ heute mit unserer Spiritualität zu tun? Und wie können wir – mitten in unserem hektischen Alltag – daran lebensnah anknüpfen?

 

Historisch ist das Heilige Jahr eine beeindruckende Institution. Seit 1300 gibt es sie in der katholischen Kirche, inspiriert vom alttestamentlichen Jobeljahr. Ursprünglich sollte es alle 100 Jahre gefeiert werden – heute sind es 25. Ganz nach dem Motto: „Verkürzen wir die Wartezeit!“ Aber für die Menschen von heute, die schon ungeduldig werden, wenn der Streaming-Dienst zwei Sekunden zum Laden braucht, ist selbst ein 25-Jahre-Rhythmus eine halbe Ewigkeit.  

 

Früher war das Heilige Jahr ein Spektakel: Pilger strömten nach Rom, durchschritten die Heiligen Pforten und hofften auf einen „spirituellen Erlass“ ihrer Schulden – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber was bedeutet das für uns heute, in einer Zeit, in der spirituelle Themen oft zwischen Yoga-Retreats, Burnout-Prävention und dem nächsten Netflix-Marathon verschwinden?

 

Vielleicht müssen wir uns fragen: Wie können wir das Heilige Jahr „aus der Zeit“ holen und in unseren Alltag bringen? Statt nur nach Rom zu pilgern, könnten wir unser eigenes Leben als Pilgerweg betrachten. Wo gibt es in meinem Alltag Heilige Pforten? Wo spüre ich Hoffnung, und wo kann ich sie schenken?  

 

„Pilger der Hoffnung“ – das klingt schön, fast poetisch. Aber es ist auch eine Herausforderung. Hoffnung bedeutet, nicht nur auf das zu schauen, was war, sondern auch auf das, was sein kann. Es bedeutet, sich zu fragen: Wo zeigt sich Gott in meinem Alltag? In der Begegnung mit Menschen, in der Schöpfung, im stillen Gebet – oder vielleicht in dem Moment, in dem ich das Smartphone beiseitelege, um einfach mal zur Ruhe zu kommen.

 

Das Heilige Jahr ist ein „Denkmal der Zeit“, wie es der Theologe Stefan Kopp nennt. Aber Denkmäler sind keine Museen. (mehr dazu) Sie sind Orte der Erinnerung und Inspiration – und vielleicht auch Orte des Aufbruchs. Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu bewundern, sondern sich von ihr inspirieren zu lassen, um heute und morgen in Bewegung zu kommen. 

 

Was bedeutet das für uns? Vielleicht ganz schlicht: Hoffnung leben, im Kleinen anfangen. Ein freundliches Wort, ein offenes Ohr, ein mutiger Schritt in Richtung Versöhnung. Das Heilige Jahr lädt uns ein, nicht stehen zu bleiben, sondern zu gehen – als Pilgerinnen und Pilger. Nicht nur nach Rom, sondern in die Welt, in unsere Familien, in unsere Gemeinden.  

 

Und wenn uns das zu abstrakt vorkommt? Dann denken wir an die Heiligen Pforten: Vielleicht ist die Tür zu meinem Nachbarn, den ich lange nicht gesehen habe, schon eine solche Pforte. Vielleicht ist es die Tür zur Versöhnung mit mir selbst.  

 

In diesem Sinne: Machen wir uns auf den Weg – mit Humor, mit Tiefgang, und mit der Hoffnung, dass Gott schon längst mit uns unterwegs ist.

 

PR Susanne Tepel